Life 19. Nov. 2006

Spam pragmatisch filtern - Piraterie im Web 2.0

Seit einer ganzen Weile macht mir die Flut an Spam zu schaffen. Zunächst war es die enorme Menge auf dem einen Mailaccount, dann auch auf den anderen. Und zudem eine ganze Reihe an kritischen False-Negatives; es ist eben nicht mehr nur nervig, wenn sich Kundenprojekte verzögern, weil die Kommunikation von Spam Filtern vernichtet wird (wobei die Inbox trotzdem voll davon ist).

Deswegen habe ich mich eingängig mit diesem Thema beschäftigt, jedoch keine wirklich neuen Erkenntnisse gewonnen. Die Konzepte sind überschaubar: ein Portfolio aus verschiedenen, lernfähigen Filtern und dazu eine Reihe an White- und Blacklists. Das ergibt ein großes klebriges Konstrukt, welches eine gute Sortierung ermöglichen kann.

Allerdings gehört dazu eine Menge Disziplin. SpamAssassin und ein clientseitiger Filter führen noch lange nicht zu einem akzeptablen Ergebnis - ein ausgiebiges Training ebensowenig. Also was tun?

Man sucht in den weiten des Internets nach Angeboten von Dienstleistern die eine optimale Spamfilterung versprechen. Dabei findet man so einige, welche die o.g. Konzepte gut beherrschen und von sich behaupten, eine Treffsicherheit von 98% erzielen zu können. Vermutlich werde ich einen dieser Dienste früher oder später nutzen. Doch muss man diese zum einen bezahlen und zum anderen seine Mailaccounts woanders hosten. Also kein Ergebnis noch heute nacht.

Und wo ist hier das Web 2.0, das doch für alles eine sexy Lösung bieten soll? Spotlights on Googlemail. Man kann es mögen oder nicht, aber der Spamfilter ist sehr effektiv. Leider wird für den Spamfilter kein frei nutzbarer Webservice angeboten, den man auf seinem eigenen Mailserver für die Filterung zusätzlich zu SpamAssassin nutzen könnte.Schade, aber wenn es den Filter nicht einzeln gibt, nimmt man eben das ganze Paket. Googlemail bietet genügend Features, um die Nutzung als reinen Spamfilter zu emulieren.

Zur Nutzung von Googlemail als reinen Filter routet man im Prinzip nur alle E-Mail einmal durch deren Server. Dazu richtet man für seine E-Mail Accounts eine Weiterleitung auf einen Googlemail Account ein - wenn man das nicht eh schon als Backup oder für einen Webzugang tut. Hier werden die E-Mails dann gefiltert und die Inbox ist relativ sauber. Anschließend stellt man das Feature für den Export in ein POP Konto ein. Hier landen nur die E-Mails aus der Googlemail Inbox und somit kaum noch Spam. Zu guterletzt richtet man seinen Client so ein, dass dieser als Posteingang das Googlemail POP-Konto und als Postausgang den gewöhnlichen SMPT-Server verwendet. Fertig ist der neue Spamfilter.

Ob diese kreative Nutzung eines kostenfreien Angebots für den eigenen Zweck nun eine parasitäre Zweckentfremdung oder einfach nur die konsequente Fortführung des Web 2.0 Gedankens ist, darf jeder für sich entscheiden.

Weitere Artikel zu diesem Thema: http://www.netzwelt.de/news/74180-tutorial-googlemails-spamfilter-fuer-alle.html